UNESCO-Projektschule

Ausgangspunkt für unsere Bemühungen eine UNESCO-Projektschule zu werden, war die Tatsache, dass sich die Schule fünf Gehminuten zu einem UNESCO-Weltkulturerbe entfernt befindet. Es handelt sich dabei um das Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“, wobei der Federsee als das fundreichste Moor in ganz Europa gilt. Außerdem liegt die Schule im größten Südwestdeutschen Moorgebiet, dem Federseeried, welches Teil des europaweiten Schutzgebietes „Natura 2000“ (FFH- und Vogelschutzgebiet) ist und zudem auch zu den Europa-Vogelreservaten zählt. Die Mitgliedschaft im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen verschafft uns hierbei die Möglichkeit zur Profilbildung, die auch nach außen wirksam wird, vor allem aber unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, sich intensiv mit kultureller Vergangenheit, kultureller Identität und aktuellen Umweltbezogenen Themen zu beschäftigen.

In den vergangenen Jahren wurde zudem deutlich, wie fragil und verletzlich unsere Lebenswelt geworden ist. Seien es die globalen Folgen des Klimawandels und des Raubbaus an der Natur, aber auch die Bedrohung demokratischer Systeme und Werte durch Krieg, Nationalismus und demokratiefeindliche Strömungen. Unser Schul-Motto lautet „Bildung – Verantwortung und Partnerschaft“. Gemäß diesem Motto möchten wir als Teil des UNESCO-Netzwerkes im partnerschaftlichen Miteinander Verantwortung übernehmen und gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schülern, über die Welterbebildung hinaus, an den Zielen und Ansätzen der Kultur des Friedens, für welche die UNESCO steht, aktiv arbeiten.

Die sechs thematischen Säulen der Kultur des Friedens und der nachhaltigen Entwicklung bietet die Möglichkeit, die vielfältigen Aktivitäten einer Schule miteinander zu verbinden und einer gemeinsamen Zielsetzung zuzuführen. Hierbei wird auch deutlich, welche Bezugs- und Vernetzungsmöglichkeiten die einzelnen Aktivitäten haben. Von Anfang an, war es der Schule ein wichtiges Anliegen, die thematischen Säulen der UNESCO-Aktivitäten möglichst nahe an den Unterrichtsalltag anzuknüpfen. Hierbei wurde die Möglichkeit genutzt, die für das Schulprofil verbindlich einzusetzenden Poolstunden, ergänzt durch AG-Stunden, für spezifische Themen (z.B. Welterbebildung „Pfahlbauten“ Klasse 6 und 7-10; Federseemoor BNE und Naturerbe Klasse 9; Demokratie und Menschenrechte Klasse 10) als Teil des Schulcurriculums einzusetzen. Diese Einbindung der Themen in das Schul- und Fachcurriculum sorgt für eine verlässliche und kontinuierliche Auseinandersetzung mit zentralen Themen über die gesamte Schulzeit der Schülerinnen und Schüler hinweg. Der AK UNESCO des Kollegiums, zukünftig verstärkt durch die neu geschaffene offizielle Stelle eines Schulkoordinators (2023), gemeinsam mit der Schülermitverantwortung (SMV) planen zusammen weitere Aktivitäten, an denen sie gerne arbeiten möchten. Hierin besteht die notwendige Offenheit, jederzeit auch aktuelle Themen aufnehmen zu können, bzw. auf Bedürfnisse reagieren zu können. Als sehr kleine Schule sehen wir darin eine gute Möglichkeit, den Whole School Approach zu verwirklichen. Alle an Schule beteiligten Gruppen werden als Einzelpersonen und als Gremien angesprochen und einbezogen.

Grundsätzlich muss betont werden, dass in vielen Unterrichtsfächern (z.B. Geschichte, Gemeinschaftskunde, Religion) per se eine Auseinandersetzung mit den zentralen Themen der UNESCO-Säulen im Fachunterricht stattfindet. Durch die Aufnahme der Bildung für nachhaltige Entwicklung als Leitperspektive für den Bildungsplan der Schulen in Baden-Württemberg werden auch für andere Fächer, wie z.B. Biologie, Physik und Chemie, die Möglichkeiten deutlich ausgeweitet, da nun auch vom Bildungsplan in diesen Fächern die Auseinandersetzung über Themen wie Teilhabe, Mitwirkung, Mitbestimmung oder Demokratiefähigkeit und Friedensstrategien noch stärker an Unterrichtsinhalte angeknüpft ist.

Folgende Aktivitäten sind regelmäßig im Jahresplan der Schule verankert:

Themenbereich „Weltbürgerschaft und eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit

  • Angeknüpft an den Unterricht in Gemeinschaftskunde in Klasse 10 nehmen die Schülerinnen und Schüler an den fest im Stundenplan verankerten UNESCO-Nachmittagen teil, die unter den Schwerpunkten Demokratie und Menschenrechte durchgeführt werden.
  • Im Rahmen des Gemeinschaftskundeunterrichts thematisiert der Unterricht aktuelle Wahlen und ermöglicht den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an Juniorwahlen.
  • Gelebte SMV-Arbeit: Die SMV ist ein demokratisch legitimiertes Gremium innerhalb der Schule. Klassensprecherinnen und Klassensprecher planen im Plenum der SMV, mit Unterstützung durch die Vertrauenslehrkräfte, ihre Aktivitäten und Maßnahmen des Schuljahres. Dabei übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für die gemeinsam festgelegten Aktivitäten. Als Beispiele für die von der SMV geplanten Aktivitäten können hier verschiedene Sportturniere, die jährlich durchgeführte Spendenaktion „Weihnachten im Schuhkarton“ und das gemeinsame Schulfrühstück am Ende des Schuljahres, welches mit Lebensmitteln aus der Region bestückt ist, genannt werden.
  • STUPS (Selbstbehauptungstraining in Klasse 5). In diesem Training geht es um Eigen- und Fremdwahrnehmung, die Entstehung von Konflikten und deren Vermeidung. Spielerisch entdecken Schülerinnen und Schüler ihre Persönlichkeit, die Wirkung ihrer Körperhaltung und das Interpretieren von Körpersignalen. Erlebnispädagogische Spiele zielen vor allem auf konstruktive, gruppenbezogene Problemlösungsstrategien ab.
  • Schülermentoren: Den Klassenstufen 5 und 6 werden Mentoren aus höheren Klassenstufen zugeordnet. Die Mentoren unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei allen Fragen und Problemen, die auftauchen, auch als Mediatoren.
  • Regelmäßig werden in den Klassenstufen 8 und 9 Medienmentoren ausgebildet, die in eigenen Unterrichtsprojekten in den Klassenstufen 5 und 6 das Thema „Digitale Medien – Risiken und Chancen“ erarbeiten. Die Methodik des peer to peer ist hier bewusst gewählt, da die Kommunikationsebene bei diesem Thema eine wichtige Rolle spielt.
  • Schulsozialarbeit: Schülerinnen und Schüler müssen lernen Probleme und Streitigkeiten eigenständig zu lösen. In manchen Situationen sind sie aber damit überfordert und finden weder den nötigen Respekt voreinander noch die angemessenen Lösungsstrategien. In diesem Fall hilft die Schulsozialarbeiterin der Schule. Entweder mit Einzelgesprächen, Gesprächen im Klassenrat oder auch mit Trainingseinheiten, die im Unterricht platziert werden.
  • Klassenlehrerstunde und Klassenrat in Klasse 5 und 6: In diesen beiden Klassenstufen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, gemeinsam mit der Klassenleitung Belange der Klasse zu besprechen. Unterstützt wird dies durch die Schulsozialarbeiterin und Trainingselemente, die der Teambildung innerhalb des Klassenverbandes dienen.
  • Kooperation mit dem Rathaus Bad Buchau in Klasse 8, „Lokal Demokratie und Politik gestalten“, Gemeinschaftskunde.
  • Schüler helfen Schüler. In diesem von der SMV initiierten Programm können leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen bei der Unterstützung von Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf einsetzen.
  • Im Rahmen des Präventionskonzepts wird in Klasse 10 das Thema „sexualisierte Gewalt“, in Klasse 9 das Thema „Zivilcourage“ und in Klasse 6 das Thema „Gewalt“, in Kooperation mit der Polizei, thematisiert.
  • Fahrt zur Gedenkstätte in Dachau (Klasse 9)
  • Jährlicher „Federseelauf“ als Spendenlauf. Seit Jahren unterstützt die Schulgemeinschaft mit den erlaufenen Geldern die NGO „hope-humanitäre Organisation für partnerschaftliche Entwicklung in Kenia“, um Kindern und Jugendlichen Bildungschancen vor Ort zu geben. Mit Hilfe dieser Spenden konnte der Aufbau eines Kindergartens und einer Schule unterstütz werden.
  • Mitmachen Ehrensache“. Der Aktionstag findet am 5. Dezember, am internationalen Tag des Ehrenamts, statt. Jugendliche suchen sich bei dieser Aktion einen Arbeitgeber ihrer Wahl und jobben dort einen Tag lang. Dabei verzichten die Jugendlichen auf ihren Lohn und jede Schule bestimmt gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern, an welchen guten Zweck das erarbeitete Geld gespendet werden soll. So können soziale Projekte im Landkreis, im In- und Ausland aber auch Präventionsprojekte an der Schule gefördert werden. Organisiert und unterstützt wird die Aktion vom Kreisjugendreferat sowie dem Kreisjugendring Biberach. Zusammen bilden diese das sogenannte Aktionsbüro.
  • Als einer der ersten Schulen im Regierungspräsidium Tübingen hat das Progymnasium konsequent die Förderung und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit chronischen Erkrankungen vorangetrieben und etabliert. Das Motto dabei lautet: „So viel Normalität wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig!“ Die notwendige Unterstützung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen, so dass hierbei sowohl das Kollegium, als auch die Mitschüler ihren Teil zum Gelingen beitragen.

Themenbereich „Nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensstile“

  • Die Kooperation mit dem NABU-Zentrum vor Ort bringt den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 das Naturschutzgebiet Federsee mit all seinen Facetten näher. In der UNESCO-Stunde der Klassenstufe 9 werden aktuelle Themen am Beispiel des Federseemoor untersucht, da sich hier die Schwerpunkte Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Naturerbeerziehung eindrucksvoll erarbeiten lassen und somit aktive Gestaltungsprozesse für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz in nächster Nähe verknüpft werden können. In Kooperation mit dem NABU Zentrum Bad Buchau wird an mehreren Terminen Ökologie direkt vor der „Haustüre“ unterrichtet. Folgende Themenbereiche werden dabei erarbeitet:
  • Ergänzt werden die Veranstaltungen durch eine zusätzliche Vogelexkursion, einen thematischen Abend zum Leben des Bibers am Federsee, inkl. Nachbeobachtung und einer Abendexkursion zu den Fledermäusen des Federsees. Hier steht der Aspekt der Biodiversität stark im Vordergrund.
  • In Zukunft soll auch die Kooperation mit der Ortsgruppe des NABU Bad Buchau ausgebaut werden, um zusätzliche Aktivitäten im praktischen Naturschutz in verschiedenen Klassenstufen zu verankern.
  • Unterricht NWT: In Klasse 9 und 10 wurden im Zusammenhang mit dem neuen Bildungsplan 2016 neue Module an der Schule etabliert, die neben technischen Aspekten auch die Auseinandersetzung mit Themen der nachhaltigen Entwicklung ermöglichen. In Klasse 9 wurde das Thema „Windkraft“, in Klasse 10 der „Bau einer Solarnachführung“ eingeführt. Aktuelle Bezüge lassen sich dazu in nächster Nähe (z.B. Bau und Genehmigung von Windkraft- oder Solarparks) finden und aufarbeiten.
  • Der Einsatz digitaler Medien, die sinnvolle Nutzung, aber auch eine kritische Betrachtung ist schon seit vielen Jahren ein wichtiger Aspekt der Medienbildung an unserer Schule. Medienmentoren unterstützen Schülerinnen und Schüler im Umgang mit den digitalen Medien, ein Tastaturkurs in Klasse 5 ermöglicht den effizienten Einsatz von digitalen Endgeräten. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern einen adäquaten und sinnvollen Einsatz digitaler Medien aufzuzeigen und sich auch den problematischen Seiten dieser Entwicklung zu stellen. Neben dem Erwerb berufsbezogener Kompetenzen (z.B. Office-Anwendungen), wird das Thema Robotik/Programmierung/KI und technische Anwendung in den Fächern Informatik und NWT bearbeitet. Daran anknüpfend eröffnen sich für verschiedene Fächer die Möglichkeit die praktischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schülern in anderen Kontexten problematisierend zu nutzen.
  • Im Rahmen des Präventionskonzept der Schule wird in der Klassenstufe 5, in Kooperation mit der Polizei, ein Modul „Medienprävention“ durchgeführt.

Themenbereich „Interkulturelles Lernen und die Wertschätzung der kulturellen Vielfalt und des kulturellen Erbes

  • Seit Jahrzehnten nimmt die Schule an einem Austauschprogramm mit einer Partnerschule in Lion d´Angers, Frankreich, teil. Die Stadt Lion d´Angers ist gleichzeitig auch Partnerstadt der Stadt Bad Buchau. Die städtischen Partnervereine veranstalten regelmäßig gegenseitige Besuche, bei denen Schülerinnen und Schüler unserer Schule zusätzlich die Möglichkeit erhalten, „ihre“ Partnerstadt und Freunde zu besuchen und die während des Austausches geknüpften Kontakte zu pflegen.
  • Seit drei Jahren haben unsere Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 die Möglichkeit das Fremdsprachenzertifikat DELF B1 im Fach Französisch abzulegen.
  • Kooperation mit dem Verein „Jüdische Geschichte Bad Buchau“. Bad Buchau kann auf eine Jahrhunderte währende jüdische Geschichte zurückblicken, die tragischerweise durch den Nazi-Terror des Dritten Reiches ihr Ende fand. Der Platz der ehemaligen Synagoge und der jüdische Friedhof sind Zeugen einer ehemals großen jüdischen Gemeinde, die in allen gesellschaftlichen Bereichen fester und geschätzter Bestandteil des Alltags in Bad Buchau war. Der Verein „Jüdische Geschichte Bad Buchau“ hat es sich zur Aufgabe gemacht die Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Bad Buchau aufrecht zu erhalten. Die Kooperation der Schule mit dem Verein ermöglicht unseren Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Geschichte ihrer Heimat. Sei es beim Besuch des jüdischen Friedhofs im Religionsunterricht oder bei der jährlichen Veranstaltung zur Reichspogromnacht auf dem jüdischen Friedhof. Die Kooperation ermöglicht es, aus dem Blick auf die Vergangenheit, den Blick auf die Gegenwart schärfen, so dass aktuelle Themen, wie z.B. die Zunahme des Antisemitismus, leicht aufgegriffen werden können. Auch die Kooperation mit dem Verein soll, auf Wunsch beider Partner, in Zukunft ausgeweitet werden.
  • Seit den Jahr 2012 unterhält das Progymnasium eine enge Kooperation zum Federseemuseum in Bad Buchau. Die archäologischen Feuchtbodenfunde im Federseemoor wurden am 27. Juni 2011 von der UNESCO mit weiteren prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen als grenzüberschreitendes Weltkulturerbe anerkannt. Steinzeit AG Klasse 6: Die Steinzeit AG bietet den Schülerinnen und Schülern an mehreren Nachmittagen im Sommer die Möglichkeit, ihr Wissen über die Pfahlbauten und die Lebensweise der jungsteinzeitlichen Jäger und Sammler zu vertiefen. Verankert ist das Ganze zudem innerhalb des schulinternen Curriculums im Fach Geschichte. Steinzeit Projekt Klasse 7-10: Das Projekt versteht sich als Fortführung der AG in Klasse 6. In Kooperation mit Mitarbeitern und externen Fachleuten werden jährlich unterschiedliche Themen, überwiegend praktisch, erarbeitet. In den vergangenen Jahren wurden dabei steinzeitliche Öfen, Bögen und Speerschleudern von den Schülerinnen und Schülern hergestellt. 

 

 

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